Oliver Stork bei der Deutschen Meisterschaft in Oberhof

von Peter Stork und Wolfram Schneider, 4.07.2012

Hier finder ihr Olivers Partien zum Nachspielen. Alle Partien der Meisterschaft sind auch auf der Turnierseite zu finden.

Wer sich in so jungem Alter für eine Deutsche Meisterschaft qualifiziert, der hat sich eine spannende Woche Turnierschach, die wunderschöne Umgebung am Rennsteig, wo Oberhof wieder Treffpunkt der Deutschen Schachjugend war, und viel mehr verdient. Und diesen Bericht.

Über die aufregende Zeit berichtet - vielen Dank für die Schilderung und die Fotos! - uns Olivers Vater Peter Stork:

Als frisch gebackener hessischer Vizemeister der U10 fuhr Oliver am Pfingstsamstag ins thüringische Oberhof, Leistungszentrum des Deutschen Wintersports und traditioneller Austragungsort der  Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften. In dem markanten Hotel mit dem unverkennbaren Aussehen zweier Skischanzen spielte sich Oliver - zusammen mit den anderen Teilnehmern der hessischen Delegation,  die insgesamt Platz 3 im Medaillienspiegel erreicht haben(!), und intensiv schachlich betreut von Jürgen Haakert - durch sein erstes Wochenturnier "weg von Zuhause" - und fand es super!


Insgesamt hat Oliver in dem Feld von 88 Spielern und Spielerinnen der deutschen U10/U10w mit 6.0 aus 11 Punkten Platz 25-42 belegt, nach Buchholz-Wertung Platz 37. Er konnte dabei seine Position als zweitstärkster hessischer Spieler in der U10 bestätigen - hinter Justus Felix Graf, der mit 7.0 Punkten und Platz 13 nur knapp einen EM/WM-Fahrschein verpasste, und kurz vor Helene Flach mit etwas niedrigerer Buchholz-Wertung. Von den 27 Teilnehmern des Jahrganges 2003 und jünger liegt er auf Platz 10.

Nach der Delegationsbesprechung, Vorbereitung auf die erste Partie und Eröffnungsfeier am Samstag ging es Sonntag morgen um 9 Uhr zur Sache: Als an Platz 43 Gesetzter konnte Oliver zuerst gegen die auf Platz 87 gesetzte Gegnerin klar punkten, nahm dann jedoch die Partie am Nachmittag zu leicht und musste gegen den auf 2 gesetzten und 400 DWZ-Punkte über ihm platzierten Gegenüber bald die Segel streichen. Am nächsten Morgen konnte er diese Scharte in 18 Zügen wieder auswetzen, stieß am Nachmittag dann jedoch wieder auf einen offensichtlich etwas ausgeschlafeneren Gegner, so dass es mit 2 aus 4 Punkten in den dritten Tag ging.  Dort konnte Oliver am Morgen einen Coup landen und sich mit Schwarz gegen den 19. der Setzliste mit Elo 1701 durchsetzen.

Der dritte Turniertag: Oliver spielte zwei Krimis, einer ging gut aus. Siehe Partie unten. Das Foto zeigt die andere Partie.


Der nächste Tag begann dann mit einem 3h Schachkrimi: Oliver konnte eine vorteilhafte Stellung nicht verwerten, das Blatt wendete sich, Oliver gelang es aber, die Stellung wieder remis zu stellen, was der Gegener jedoch nicht annahm, so dass dann nach 64 Zügen ein Fehler im Endspiel seinen Partieverlust zu Folge hatte. Es ging dann um 14:30 gleich wieder ans Brett, wo Oliver seiner DWZ-Überlegenheit in zwar zähem Kampf, aber ungefährdet gerecht wurde.

Mit 4 aus 7 Punkten ging es nun in die letzten 4 Partien. Dreimal ging es nun gegen DWZ 1370'er - und dreimal gab es Remis! Es begann mit einem weiteren 3h Marathon - hier war Oliver bereits einen Läufer vor, verlor diesen Vorteil jedoch durch einen Fehler, so dass die Partie Remis ging. Am nächsten Morgen wieder ein zähes Ringen um einen Vorteil - ohne Ergebnis, bis zur endlichen Punkteteilung. Am Nachmittag ein ähnliches Bild (den groben Fehler, den Houdini 2.0 hier bei Schwarz moniert, erkennt schon ein Schachprogramm mittlerer Güte nicht mehr...).
Für die letzte Partie hatten Herr Haakert und Oliver gegen die erwartete sizilianische Verteidigung von Schwarz eine "Überraschung" vorbereitet - aber obwohl Schwarz damit vom zweiten Zug an aus seinem Buch war, konnte auch hier keiner der beiden einen Vorteil für sich herausspielen, so dass nach zwei Stunden auch diese Partie Remis gegeben wurde.

Mit einem letzten Austoben im Spieleparadies auf Trampolin, Luftkissen und Riesenrutsche und dem traditionellen Eisessen der hessischen Delegation ging dann diese spannende, anstrengende und lehrreiche Woche zu Ende!

 


Zur Illustration noch eine der besten Leistungen. In dieser Partie beweist Oliver vor allem seine gute, besonnene Verteidigung und starkes Positionsspiel!

Mertens,Yannick (1428) - Stork,Oliver (1216). Runde 5. Schottisches Gambit
Anmerkungen: Wolfram Schneider

1.e4 e5 2.d4 exd4 3.Lc4 Sc6 4.Sf3 Lc5 5.c3

Oliver gerät hier in eine Eröffnungsfalle und büßt die Rochade ein. Hand aufs Herz, wer hätte hier nicht den Bauern genommen? Am besten wäre 5…Sf6 (Italienisch) oder 5…d3

5….dxc3?! 6.Lxf7+ Kxf7 7.Dd5+ Ke8 8.Dxc5 d6 9.Dxc3 Sf6 10.0–0 Le6  Vorteil für Weiß. 

Weiß versäumt hier mit 11.Td1 oder 11.Lf4 das Spiel zu öffnen und gerät ins Hintertreffen. Schwarz bekommt nun auf e5 ein schönes Blockadefeld. Sein König hat keine Probleme mehr. Im Endspiel könnte er gar schon schnell eingreifen. Nach einigen ungenauen Zügen hat sich die Stellung zu Olivers Gunsten entwickelt.

11.Sg5 De7 12.Sxe6 Dxe6 13.Sd2 Kd7 14.Dg3 Thg8 15.Te1 Tae8 16.Sb3 Kc8 17.f3 Sb4

Unter Druck macht Weiß nun Fehler. Richtig wäre 18.Tf1 und nun könnte folgen Sxa2 19.Txa2 Dxb3 20.Txa7 Db6+ 21.Df2

18.Df2 Sd3 19.De3 Sxe1 20.Dxe1 d5 21.Df2 b6 22.Dc2 dxe4 23.Lf4 Sd5 24.Tc1 De7 25.Te1 Sxf4 26.Txe4 Se6 27.Dc6 Dd6 28.Dc1 Sc5 29.Tc4 Sxb3 30.axb3 Td8 31.Kf2 Dd2+ 32.Kg3 Dxc1 33.Txc1 Td3 und noch 10 Züge 0–1


Oliver, mach weiter so!!

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