Turnierseite von Rogaska Slatina
Ryhor Isserman glänzt bei der Europa-Meisterschaft - Bericht von Walter Schmidt
Verkehrte Welt - Bericht von Thomas Falk
Thomas hatte uns ja schon Fakten und eine sportliche Einordnung der Erfolge der deutschen, hessischen und Oberurseler Mannschaft geboten. Nicht weniger als 6 Spieler waren von unserem Oberurseler Verein nach Slowenien gereist und nicht zu vergessen FM Ryhor Isserman vom Nachbarverein, der mit goldenen Erinnerungen (s.u.) heimkehrte. Hier nun weitere fotografische und textliche Impressionen. Reinhard Zunker vom SV Hofheim startete für Hessen am 4. Brett. Er schildert in seinen Eindrücken:
„In der Zeit vom 27. März bis zum 4. April fanden in Rogaška Slatina in Slowenien die diesjährigen Mannschaftsmeisterschaften der Senioren statt. 46 Mannschaften aus 18 Ländern trafen sich in dem durch sein Heilwasser berühmten Kurort, um dort ihren Meister zu ermitteln. Rogaška Slatina war schon zu Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie ein beliebtes Kurbad, in dem sowohl Kaiser Franz Josef II. als auch Maria Theresia die Sommermonate verbrachten. Gespielt wurde im Kristallsaal des Grand Hotels, wo der berühmte Schachspieler Akiba Rubinstein im Jahre 1929 seinen letzten großen Turniersieg errang und 2011 Sankt Petersburg vor Socar Baku und Novy Bor aus Tschechien die europäische Vereinsmannschaftsmeisterschaft gewann. Die meisten Teilnehmer waren im Grand Hotel Sava untergebracht, welches nur knapp 5 Fußminuten vom Turniersaal entfernt war.
Die Länder Spanien, Schweiz, Italien, Belgien, Wales, Türkei, Montenegro und Slowenien stellten jeweils nur eine Auswahlmannschaft, während die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Finnland mit 13 Teams vertreten waren. Aus Russland, England und den Niederlanden waren jeweils 3 Teams, aus Schottland und Dänemark 2 Teams angereist, während das nördliche Nachbarland Österreich 5 und Deutschland 7 Seniorenvertretungen an die Bretter brachten.
Die Turnierorganisation war gut, es waren genügend Schiedsrichter und Helfer vorhanden, und schon wenige Stunden nach Rundenschluss waren Ergebnisse und Partien im Internet abrufbar. Favoriten auf den Turniersieg waren die Mannschaften von Russland, Deutschland, Sankt Petersburg und Montenegro, die in dieser Reihenfolge die Startrangliste anführten. Aber auch die Schweiz mit dem 81-jährigen Großmeister Kortschnoi, sowie Italien und Finnland hatten Außenseiterchancen. In diesen Teams waren 9 Großmeister, 8 Internationale Meister und 12 FIDE-Meister gemeldet, so dass packende Kämpfe zu erwarten waren. Außerdem war mit Russland 2 eine reine starke Frauenmannschaft am Start, in der 3 Großmeisterinnen und 2 Internationale Meisterinnen spielten.“
Eine besondere Ehre wurde unserem FM Jürgen Haakert zuteil, der in die deutsche Auswahl berufen wurde und sie – je nach Aufstellung – am dritten und vierten Brett vertrat. Und das tat er gut. Er holte 4,5 Punkte, keiner aus seinem Team holte mehr. Das war der 21. Platz in seiner Brettwertung, doch hier zählen nur die absoluten Punkte. 4,5 Punkte aus 7 Partien sprechen bei dieser Gegnerschaft eine andere Sprache. Da kann man auch eine Niederlage gegen GM Chernikov verkraften! Leider waren seine Kollegen nicht so gut in Form, so dass Deutschland 1 nur auf Platz 17 einkam. Widmen wir und im nächsten aber der besten deutschen Mannschaft!
Für Hessen spielte Georg Haubt ein starkes Turnier. Am dritten Brett erzielte er 6 aus 9 und belegte den 8. Platz an seinem Brett. Mit den IMs Klundt und Dückstein (beide remis) waren bekannte Namen darunter. Aufgrund eines fulminanten Endspurts erreichte das Team aus Hessen in der Schlusstabelle einen hervorragenden 7. Platz. Dies war die beste Platzierung, die je eine Mannschaft aus Hessen bei den europäischen Senioren-Mannschaftsmeisterschaften aufweisen konnte.
Unser Helmut hatte sich aber für diese Amtszeit noch etwas Besonderes vorgenommen: eine eigene Oberurseler Mannschaft, verstärkt durch Dr. Helmut Biller an Brett 1. Man kann sagen, dass sie wie entfesselt aufspielten. Hans Thieme und Biller erwehrten sich starker Gegnerschaft. Thomas Falk holte sogar 5,5 aus 9, was noch normal klingt. Doch das bei so einem Turnier an Brett 2 ist schon phänomenal – 9. Platz an seinem Brett! Etliche GMs und IMs ließ er so hinter sich. Und Helmut wurde gar belohnt mit sagenhaften 6,5 aus 9 und der Bronzemedaille an seinem Brett. Am Ende landete Oberursel noch vor Deutschland 1 auf dem 19. Platz
Nur einer war noch besser: FM Ryhor Isserman spielte wohl ein Turnier, an das er sich noch lange erinnern wird – und darf. An Brett 2 erspielte er sich unvorstellbare 7 aus 9. Dafür wurde er mit der Goldmedaille für sein Brett geehrt. Er war dieses Jahr der einzige Deutsche mit Gold!
Sieger der Meisterschaft wurde die Mannschaft Russland 1 mit 15 Mannschaftspunkten und 25 Brettpunkten knapp vor Sankt Petersburg, die nur 2.5 Brettpunkte weniger erspielten. Montenegro belegte mit 14 Mannschaftspunkten den Bronzemedaillenplatz. Auf den weiteren Preisrängen 4-8 folgten die Schweiz, Italien, Dänemark, Hessen und Spanien, während die deutsche Nationalmannschaft durch die Schlussrundenniederlage gegen Dänemark auf Platz 17 zurückfiel.