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Das Klima in Frankreich ist milder als bei uns. Warum nicht Ostern dorthin fahren? Dieses Mal war es aber genauso kalt und von Schnee und Regen naß wie bei uns. Zum Glück durften wir Schach spielen und so nahmen wir es locker. Wir wurden wieder gut aufgenommen in Saint-Dié, einem der Hauptorte der Vogesen, 1 Stunde von Straßburg und 2 Stunden von Karlsruhe entfernt, im 3-Länder-Eck Saar-Lor-Lux. Die Sprache? Grenznah können viele „ein bißchen Deutsch“. Doch nicht schlecht, wenn man etwas Französisch kann. Mit meinem „Je parle un peu francais“ blieb ich beim landesüblichen Französisch.
Die Verantwortlichen dort mit ihrem Präsidenten Gerard Bonnet gaben sich viel Mühe und das Turnier war sehr gut organisiert. Erwähnen möchte ich die günstigen Menüs entweder mittags oder abends. Viel Arbeit für viele, doch ein ganzes Team stand dahinter!
Saint-Dié an Ostern: Blick auf die Meurthe und die alte Kathedrale
Saint-Die liegt mitten in den Vogesen mit schroffen Gebirgszügen etwa wie die Hocheifel oder der Vordertaunus, gut geeignet für sportliche Wanderer und Radfahrer. Die Architektur ist ein gelungenes Beispiel für Alt und Modern wie die Kathedrale und das futuristische „Espace F. Mitterand“, unserem Spielort - seht selbst:
Prestige und Eleganz: der Spielsaal
An jedem Brett gab es eine Digitaluhr. Das 8-rundige, „langsame“ Schnellturnier mit Aufschreiben bei 50 Minuten für die Partie und einem Inkrement von 10 Sekunden pro Zug fordert viel Kondition. 122 Spieler fanden sich ein und auch GM V. Gurevich, 3 IM und 2 FM lockte das Turnier. Die meisten Spieler kamen aus Elsaß, Lothringen und auch einige aus Südwest-Deutschland. Seit Wolfgang Strate vom Eschbach/Usinger Verein hierher kommt, immer wieder auch Spieler aus unserer Ecke.
Gut drauf: Ryhor Isserman (Bad Homburg)
IM Klundt und FM Ryhor Isserman hatten gerade erst die EMM der Senioren gespielt und Ryhor hatte dort groß aufgespielt. Er war gut in Form und wollte sich in die Riege der IMs spielen. Abonniert auf den Seniorenpreis wäre ihm fast ein Hauptpreis geglückt. Doch ganz knapp landete er auf dem 4. Platz und gewann – wieder den Seniorenpreis. Hier eine schöne Partie von ihm:
Isserman – Raimund Schott (1956) [B30]
1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e6 4.0–0 Sge7 5.Te1 a6 6.Lxc6 bxc6 7.b3 Sg6 8.Lb2 Dc7 9.Sa3 e5 10.Sc4 d6 11.c3 Le7 12.d4 cxd4 13.cxd4 exd4 14.Dxd4 Le6 15.e5 d5 16.Sd6+
16. Sd6+! Ein starkes Bauernopfer. Danach konnte Schwarz nicht mehr rochieren und die zweite Schwäche sind schwarzen Felder.
Lxd6 17.exd6 Dxd6 18.Tac1 Tg8 19.Da4 Kd7 20.Se5+ 1–0
Es ist immer schön auf der Bühne zu spielen. Ein leichter Auftakt und etwas Glück bescherten Wolfram den Turnierfavoriten und späteren Sieger: GM Vladimir Gurevich
Der Chronist hatte in der 2. Runde das Vergnügen gegen GM Gurevich spielen zu dürfen. Ich mußte die Qualität geben und hoffte auf die geringe Kompensation. Bis ins Endspiel konnte ich kämpfen, doch wirkliche Kompensation bekam ich nicht. Die freigiebige Analyse mit dem Grand-Maître nach der – verlorenen – Partie war eine schöne Geste. Ich würde gerne wieder mit ihm spielen! Am Ende hatte ich 50%, nicht mehr als das, was bei mir aktuell geht. OK. Gleich wohl konnte ich eine schöne Partie spielen und sehenswert abschließen:
Vuillemard - Schneider. Schwarz zieht und gewinnt.
43… Lxb2! 44.Lxb2 Txb2 45.Dxb2 Dc2+ 46.Dxc2 bxc2 47.Kf3 c1D 0–1 Der Bauer ist nicht mehr aufzuhalten.
Fühlt sich wie zu Hause: Wolfgang Strate
Wolfgang Strate spielte über seinem Niveau und erkämpfte sich 3,5 Punkte. Nicht zu vergessen Avram Benikhis, der sich von hinten nach vorne spielte und mit 5 Punkten belohnt wurde.
Avram Benikhis, auch vom Eschbach/Usinger Club - mit 5 Punkten (aus 8) von unserer Gruppe der beste Amateur!
Auf jeden Fall habe ich vor wieder zu kommen, denn mein Französisch möchte noch mehr gepflegt werden als mein geliebtes Schach. Vielleicht hat ja der ein oder andere Lust bekommen, nächstes Jahr - immer an Ostern - mitzufahren. Es gibt viele preiswerte Unterkünfte. Und der ein oder andere Dauergast hat schon Freunde gefunden - und seine Unterkunft. Saint Dié ist schön, die Landschaft ist rauh, aber die Menschen sind herzlich. Au revoir les Echiquiers!