Titelträume und Wirklichkeit - Bilder einer Weltmeisterschaft / erlebt von Oliver Stork

von Wolfram Schneider, 17.11.2015

Vielleicht habt ihr neidisch auf meine Bilder und den Bericht aus La Reunion geschaut. Nun dies ist der Grund, warum ich erst jetzt zu einem viel bedeutenderen Ereignis komme, das sicher in die Annalen unseres Vereins eingehen wird. Und vielleicht seid ihr nicht nur auf die herrliche Ferienanlage (siehe Bild) und Olivers Erlebnisse neidisch. 

Gerne hätte ich schon im Vorfeld über dieses ganz besonderes Ereignis berichtet im Leben eines jungen Spielers und auch unseres Vereins. Eine veritable Weltmeisterschaft! Nein, kein Sommermärchen, keine brasilianischen Heldentaten im Fussball, sondern eine Weltmeisterschaft der Jugend und Kadetten im Schach. Und unser Oliver war dabei!

Das ganze fand statt ...

... in einer spektakulären Ferienanlage in Porto Karras auf der Halbinsel Chalkidiki in Griechenland.

Gerne hätte ich auch das Geschehen begleitet. Einige Bretter wurden LIVE übertragen. Nun ja, so viele waren es auch nicht und da hätte Oli sich schon weit nach vorne spielen müssen! Und so kam ich auch nicht in die Verlegenheit LIVE-Alarm zu geben.

Denn auf diesem ungewohnten Parkett mußte man sich erst mal bewegen ohne auszugleiten. Und so mußte auch Oli sich akklimatisieren. Nach einer Auftaktniederlage kamen auch noch zwei Remisen gegen nominell weit schwächere Gegner. Nun, ich nehme mal an, dass Oli das Gleiche zum Nachteil wurde, wovon er als Jugendlicher profitiert, wenn Er unterschätzt wird. Wie viele Spieler aus wenig entwickelten Ländern können gar nicht an Turnieren teilnehmen, in denen sie Elozahlen erlangen, die ihre wahre und womöglich noch aktuelle Spielstärke widerspiegeln.

Besonderes Klima im Spielsaal: Atmosphärisch im Saal wie auch Akklimatisieren an das internationale Schach

Wenn dem so war, dann bestand die besondere psychologische Schwierigkeit, Zahlen die auf Papier stehen, wie Gespenster trotzdem zu ignorieren, und das auch wenn sie wie schattenhafte Wesen immer wieder im Unterbewußten zurückkehren.

Oli, der in der Rangliste auf Platz 58 stand, hatte nicht mit Spitzenplätzen, aber mit diesem Abschneiden wohl auch nicht gerechnet. Wohin würde das Turnier jetzt noch gehen?

Tabellenposition von Oliver im Verlauf des Turniers (Runden 1-11); Bester Platz: 30

Doch auf einmal ging's und Oli zündete den Turbo. In den nächsten 5 Partien in Folge gab er nur ein Remis ab. Mit 5,5 aus 8 durfte er vorne an Brett 14 spielen, fast an den Live-Brettern. Jetzt kamen auch die stärkeren Gegner und vielleicht wieder das Gucken auf die Elos. Noch zwei Niederlagen und in der Schlussrunde wollten wohl beide Gegner nach anstrengenden 11 Runden nur noch Remis.

Also 6 aus 11 Punkte und ein 74. Platz (Fünftbester Deutscher) unter 202 Teilnehmern finde ich doch sehr bemerkenswert und eine gute Leistung unter schwierigen Bedingungen. Anderen ging es viel schlechter. Vincent erlebte gleich 2 Katastrophen, die ihn aussichtslos zurückwarfen, aber so ist das wohl: je höher gehandelt umso dramatischer. Es sind die Erwartungen mit denen überall im Spitzensport schwer umzugehen ist, aber um so verhängnisvoller bei so jungen Jugendlichen!

Hoffentlich war das nicht Deine letzte Weltmeisterschaft, Oli - sagt sich so leicht - aber wir haben doch alle mitgefiebert und so ein zweiwöchiges Fieber machen wir noch mal mit. Bei allen Umständen von den Qualififkationsturnieren angefangen Respekt für Deine Leistung und ein Bravo!


Bei einem der deutschen Teilnehmer hatte sich das Fieber wohl gelegt und er spielte ganz cool - Reuven Vogel (U16) aus Dresden holte Gold für Deutschland. Bravo!!

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